Jugendarbeitslosigkeit in Europa, in Griechenland und ihre Folgen
Vortrag gehalten auf der Tagung „es war einmal. heute.“
Bilaterale Konferenz Jugend im Fokus der deutsch-griechischen Beziehungen, 28. – 30. Mai 2018 in München.
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Kommentar
Eigentlich war es nur noch eine rhetorische Frage, die Frau Sigrid Skarpelis-Sperk als Titel für ihren Vortrag wählte. Denn bei einer derzeitigen Jugendarbeitslosigkeit von 43,2% (Eurostat, März 2018) und den vergangenen 10 Jahren, nach denen Griechenland immer noch die Hauptlast an den Folgen der Eurokrise von 2009, zu tragen hat, hätte man ohne Übertreibung feststellen können, dass Griechenland, und wohl auch andere südeuropäische Länder, diese Generation nicht nur verloren hat, sondern man dieser auch, wie sie es dann sagte, „überproportional die Folgen der internationalen Finanzkrise und der Sparpolitik/ Austeritätspolitik der Europäischen Union aufgeladen“ hat. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit, als Folge dieser Politik, könne „nicht mit geringerer Qualifikation erklärt werden“, sie habe aber „sehr negative Konsequenzen für die junge Generation – auf Lebenszeit.“
Es war ein ernüchterndes Fazit, welches Sigrid Skarpelis-Sperk, anhand des von ihr vorgelegten Zahlenmaterials zog und in dem sie an die „Vollmundigen Versprechungen der EU“ erinnerte, die einmal für jeden Jugendlichen „spätestens nach viermonatiger Arbeitslosigkeit eine hochwertige Arbeitsstelle oder eine geeignete Qualifizierung anzubieten“ in der Lage sein wollte, „was im Süden Europas nur als Zynismus empfunden werden“ könne, da selbst der Europäische Rechnungshof 2017 den Abruf der Mittel als unzureichend eingestuft hatte und eine grundlegende Neuorganisation einforderte.
„Wir brauchen ein wirksames Programm der EU gegen die Krise – Nicht nur Vertrauen auf die Kräfte des Marktes“ machte Sigrid Skarpelis-Sperk deutlich, denn das habe ja „ersichtlich nicht funktioniert“ und forderte den „systematischen Aufbau von öffentlichen und kooperativen (Staat, Regionen, Kommunen und Wirtschaft) Planungs- und Umsetzungskapazitäten zentral und in den Regionen Griechenlands“ sowie „ein weit mutigeres Investitionsprogramm für kleine und mittlere Betriebe kombiniert mit Lohnkostensubventionen für die zusätzliche Ausbildung und Eingliederung von Jugendlichen mit besonderen Beschäftigungsproblemen“.
„Migration“ scheint dann doch einer der möglichen Antworten für die jungen Menschen in Griechenland zu sein, stellt sie, sich an Hannah Arendt orientierend, neben den anderen Möglichkeiten: Implosion oder Explosion, fest. Letztere zwei, stelle ich mir durchaus als Horrorszenarien, einer verfehlten Politik gegen die Jugendarbeitslosigkeit vor.
Kein „Weiter so“ in Europa! resümiert deshalb Sigrid Skarpelis-Sperk, in ihrem engagiert gehaltenen und von den jungen Zuhörern aufmerksam verfolgten Vortrag. Dies beinhaltet auch ein kein „Weiter so“ für ein Europa, das Griechenland (und auch andere Länder im Süden Europas) mit den Problemen einer Megakrise allein lässt. Sie plädiert zum Schluss, dabei auf eine Rede von Frankreichs Präsident Macron anlässlich der Verleihung des Karlspreises in Aachen anspielend, für ein MEHR an Zusammenarbeit in Europa – auch in der Jugendarbeit:
„denn wo – wenn nicht bei dem Kennenlernen und der Zusammenarbeit an konkreten gemeinsamen Projekten – wie z.B. im Rahmen der Jugendarbeit – kann einer der wesentlichen Schlüssel für die gemeinsame Zukunft Europas liegen?“
(J.R.)
Inhalt der Präsentation
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Jugendarbeitslosigkeit in Europa
- Die großen Unterschiede zwischen dem Norden, der Mitte und dem Süden Europas
- Das Problem: hohe Jugendarbeitslosigkeit oder ist mehr dahinter?
- Langzeitwunden der Jugendarbeitslosigkeit
- Hohe Jugendarbeitslosigkeit: ein strukturelles Problem oder das Fehlen von Nachfrage?
- Zunehmende Armut der Familien
- Die “Jugendgarantie“ in Europa – wirksame Hilfe oder politische Beruhigungspille?
Das Programm der Tagung finden Sie hier