Geschichte der VDGG

Stand Januar 2023

DER BEGINN

Als im Jahr 1961 in Frankfurt am Main die Vereinigung von den damals in der Bundesrepublik bestehenden Vereinen Berlin, Bonn, Düsseldorf, Essen, Hamburg, München, Stuttgart und Wiesbaden gegründet wurde, stand dahinter nicht nur der Wunsch nach einer besseren thematischen Zusammenarbeit, sondern auch der Wunsch des Auswärtigen Amtes (AA), einen solchen Schritt zu vollziehen. Denn die damals sehr akademisch und universitär geprägten Vereine – die Vorsitzenden waren fast alle Professoren, zumindest promoviert – stellten in jedem Jahr Anträge an die Kulturabteilung des AA zur finanziellen Unterstützung ihrer Arbeit und das wollte das AA vereinfachen. Es sollte nur noch ein Antrag für alle gestellt werden. Dafür erhielt die Vereinigung die Zusage, dass ihre Aufwendungen komplett vom AA übernommen würden, einschließlich der Kosten für einen Geschäftsführer in Nebentätigkeit, der gleichzeitig Schriftführer, Kassenführer und Antragsteller gegenüber dem AA war.

Zum Vorsitzenden wurde der Referent für West- und Südeuropa im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und Vorsitzende der DGG Bonn, Dr. Hans Stercken (verst. 1999), gewählt. Daraufhin übernahm der Althistoriker Prof. Dr. Johannes Straub den Vorsitz in Bonn.

Die Geschäftsführer wechselten in der Anfangszeit häufiger, bis Dr. Stercken 1969 Hans Büsgen aus Bonn-Beuel vorschlug, ein pensionierter Beamter des Bundespresseamtes, der aber keine besonderen Beziehungen zu Griechenland hatte. Der ehrenwerte und verlässliche Hans Büsgen hatte das Amt bis zu seinem plötzlichen Unfalltod 1985 inne.

Als weitere Mitglieder schlossen sich 1962 die DGG Hannover, 1966 der DGV Mülheim und die DGG Dortmund, 1971 die Bochumer Gesellschaft für Neugriechische Studien, die DGG Bielefeld und die DGG Gütersloh an.

DAS JAHRBUCH HELLENIKA

Seit 1964 gibt die Vereinigung die Zeitschrift Hellenika heraus. Unter der Redaktion von Dr. Johannes Gaitanides erschienen 3 Hefte pro Jahr. Besonders zu vermerken ist, dass diese Hefte immer zwei Nachrichtenteile beinhalteten: Nachrichten aus Griechenland und Nachrichten aus Deutschland, die unser Partnerland betrafen. Ab 1967 übernahm die Neogräzistin Prof. Dr. Isidora Rosenthal-Kamarinea, Bochum, die Redaktion. Ab 1972 kam die Hellenika als Jahrbuch heraus. Frau Prof. Rosenthal-Kamarinea war bis 2001 die verantwortliche Redakteurin und hat auch privat viele finanzielle Mittel in diese Veröffentlichung gesteckt, die ihr sehr am Herzen lag. Mit dem Sonderband zur Frankfurter Buchmesse – Gastland war damals Griechenland – beendete sie altersbedingt diese Tätigkeit.

DIE ERSTE AKTION

Ebenfalls 1964 wurde die „Aktion Amorgos“ – ein Projekt, um der fortschreitenden Entvölkerung und Verödung der ägäischen Insel entgegenzuwirken – gestartet. Der erste Spendenaufruf brachte eine Einnahme von 16.895 DM und wurde im Wesentlichen für die Erforschung der Insel ausgegeben (Hydrologie, Bodenkunde, Landwirtschaft und Kartographie). Dass diese Aktion so erfolgreich verlief, ist in erster Linie dem Ehepaar Hubert und Gretel Just aus Mülheim zu verdanken. Sie schrieben die Dankesbriefe an die Spender und Gretel veranstaltete Ausstellungen zugunsten der Aktion.
1967 begannen Schweizer Studenten unter Leitung von Gerd Frank, DGV Mülheim, eine Straße auf der Insel zu bauen. Heute ist diese Straße lange fertiggestellt. Das Spendenaufkommen betrug insgesamt ca. 250.000 DM. Auch die Restgelder kamen der Insel zugute. Dazu wurde der Bau von Kühlhäusern für landwirtschaftliche Produkte unterstützt.

ZEIT DER MILITÄTDIKTATUR

Für die noch junge Vereinigung wurde die Zeit des Obristen-Regimes (1967–1974) eine besondere Bewährungsprobe, denn wie in allen Bereichen der deutsch-griechischen Beziehungen in dieser Zeit, gab es überall Befürworter des Regimes – auch in der VDGG.

Auf den Mitgliederversammlungen der Vereinigung während der Militärdiktatur hat es heftige Debatten um den Umgang mit den Obristen gegeben. Zwar vertrat die Mehrheit, an der Spitze der Vorsitzende der VDGG, Dr. Hans Stercken, die Meinung, unbeirrt für eine freiheitliche und rechtsstaatliche Ordnung in Griechenland einzutreten, da ohne sie die Pflege der kulturellen Beziehungen wenig sinnvoll sei, aber der Vorsitzende der DGG Berlin und Stellvertreter Sterckens, der Arzt Dr. Dr. Aristides Bolotas, und der Vorsitzende der DGG Hannover, der Redakteur Clodwig Plehn, waren ausgewiesene Anhänger der Junta.

Stercken fasste die Meinung der Mehrheit der VDGG zusammen: „Es entspreche dem konstruktiven Willen aller Beteiligten auf Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse in Griechenland. Die Bemühungen der Vereinigung können daher nicht als eine Einmischung in die griechische Innenpolitik angesehen werden… In die Liebe zu Hellas ist der Faktor der Demokratie eingeschlossen, denn er stellt die Basis der Verbindung zwischen den beiden Völkern dar“.

MITGLIEDERVERSAMMLUNGEN DAMALS

Die damaligen Mitgliederversammlungen zeichneten sich dadurch aus, dass sie eine Informations- und Austauschbörse für die vor Ort durchzuführenden Vortragsveranstaltungen waren zu Themen aus der Archäologie, der Geschichte und Völkerkunde Griechenlands, der Geographie, der Kunstgeschichte, der Soziologie und der Literatur. Es wurden Ausstellungen, Studienreisen und Kreuzfahrten organisiert oder mit anderen Veranstaltern durchgeführt. Das größte Geheimnis auf den Mitgliederversammlungen war der eigene Mitgliederstand – jeder wollte natürlich der mit den meisten Mitgliedern sein.

Im Jahr 1978 sind die DGG Aachen, die DGG Gummersbach, DGG Hagen, DGG Heidelberg, DGG Münster und DGG Saarbrücken Mitglieder der Vereinigung geworden. Im Jahr 1981 fanden die DGG Böblingen, die DGG Reutlingen und die Deutsch-Griechische Initiative Würzburg den Weg zu unserer Dachorganisation. Im Jahr 1983 teilte sich die DGG Wiesbaden in drei Sektionen: Wiesbaden, Gießen und Frankfurt am Main.

Zweimal fanden die Mitgliederversammlungen in Griechenland statt: 1978 in Delphi und 1981 in der Orthodoxen Akademie in Gonia auf Kreta. Das AA erstattete bei den Reisekosten den Anteil, als hätte die Versammlung in Deutschland stattgefunden.

In den 1980er Jahren begann sich auch das Erscheinungsbild der Vereinigung von den universitär geprägten Gesellschaften hin zu Vereinen zu verändern, die sich mehr um die griechischen Gastarbeiter, den Tanz, die Küche und das Erlernen der neugriechischen Sprache kümmerten. Mit dem Eintritt der Deutsch-Griechischen Initiative Würzburg in die Vereinigung wurden auch die ersten Versuche der Jugendbegegnung unternommen. Prof. Konstantinou veranstaltete in seinem Herkunftsort Askri am Golf von Korinth Begegnungsveranstaltungen.

1985 übernahm der ehemalige Vorsitzende der DGG Bonn, Christian Pokorni, ein Ministerialbeamter, das Amt des Geschäftsführers, das er bis zu seinem Wechsel nach Dresden ehrenamtlich ausübte.

ZWEITE AKTION „RETTET DIE AKROPOLIS“

„Rettet die Akropolis“ wurde 1981 ins Leben gerufen. Nachdem ein Konservierungsversuch der UNESCO gescheitert war, initiierte der Vorsitzende Dr. Hans Stercken mit Unterstützung des damaligen Parlamentspräsidenten Richard Stücklen und des Außenministers Hans-Dietrich Genscher diese Aktion. Es würde für ein Baugerüst gesammelt von dem die Konservierungsarbeiten durchgeführt werden sollten. Ein Schild sollte auf den Spender – die Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften e.V. – hinweisen. Es kamen über 120.000 DM zusammen, das Schild habe ich tatsächlich gesehen.

Ebenso sammelte die DGG Münster 1981 für die Erdbebenopfer in Perachora bei Korinth. Es kamen über 40.000 DM für den Neubau eines Gesundheitszentrums zusammen. Auf Bitte von Prof. Kyrieleis wurde für die Anhebung des Daches des Museums auf Samos Geld erbeten, damit eine besonders große Statue auch ausgestellt werden konnte. An kleineren Aktionen ist zu erwähnen: die Sammlung griechischer Literatur für griechische Strafgefangene in Deutschland und die Sammlung deutscher Literatur für die Deutsche Schule in Thessaloniki.

WISSENSCHAFTLICH FACHTAGUNGEN UND SYMPOSIEN

Damit sich die Philhellenen nicht nur einmal im Jahr treffen, wurden sog. Wissenschaftliche Fachtagungen zusammen mit den Politischen Stiftungen (Adenauer, Friedrich Naumann und später Friedrich-Ebert) eingeführt. Themen waren u.a. Jugendaustausch (1984), „Die Rolle Griechenlands in der Europäischen und Atlantischen Gemeinschaft“ (1987), „Der Einfluss der griechischen Philosophie auf die Ausformung und Entwicklung der Philosophie und der Kultur in Europa und der Welt“ (1993 in Athen), Schule als Zukunftsaufgabe deutsch-griechischer Partnerschaft (1997), Zypernproblematik (1999), „Neugriechische Literatur von der Eroberung Konstantinopels (1453) bis heute“ (2000), „Griechisches Kulturerbe und Europa“ (2001), die Schulpolitik für griechische Kinder (2003), Kulturpolitik, Olympiade (2004), Europa (2007), Flüchtlingsproblematik (2010), Klima-Energie-Umwelt (2011), Zerrbild und Wahrheit (2012), „Griechenlands Schätze, seine Jugend und sein Beitrag zur Kultur“ (2013), Faire Mobilität (2015), „Der Widerstand gegen die Diktatur der Obristen (1967-1974) in Deutschland“ (2016) und „es war einmal. heute“ (2018, gemeinsam mit anderen Organisationen).
Die Finanzierung wurde anfangs weitestgehend von den Stiftungen übernommen. Später gab es Projektmittel des AA.

ERSTER JUGENDAUSTAUSCH

In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde immer wieder der Wunsch nach einem deutsch-griechischen Jugendaustausch ausgesprochen. 1984 fand erstmals eine Fachtagung zu diesem Thema in Lindlar statt. Die DGG Oberbergischer Kreis mit ihrem Vorsitzenden, Pfarrer Kückes, führte mit Partnern im Raum Kavala Jugendbegegnungsveranstaltungen durch. Aber ansonsten fehlten verlässliche Ansprechpartner in Griechenland. Erst 1987 gelang es dem engagierten Vorsitzenden der DGG Frankfurt, Wilhelm Kießling, Kontakt mit der Orthodoxen Akademie aufzunehmen, die ein „Euromediterranes Jugendzentrum“ in der Nähe der Akademie bei Gonia errichten wollte. Jugendliche aus Europa sollten dieses Zentrum selbst bauen. Erst im August 1990 reisten 20 Jugendliche unter der Leitung unseres Jugendbeauftragten Bernhard Vester nach Kreta, um gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus Europa für dieses Projekt zu arbeiten. Auch im den Jahren 1991 bis 1994 wurde ein Jugendaustausch auf Kreta durchgeführt und von 1991 bis 1995 kamen Jugendliche aus Griechenland zu einem Gegenbesuch nach Stuttgart und Kochel (Walchensee). In den folgenden Jahren ist dieser Austausch wieder eingestellt worden, weil auf Kreta kein Baufortschritt der Anlage erkennbar war und es sich als sehr schwierig erwies, insbesondere deutsche Teilnehmer für die Begegnung in Deutschland zu gewinnen, umgekehrt aber auch.

Zuvor hatte es im Herbst 1989 im Raum Stuttgart eine Begegnungsveranstaltung mit sozial benachteiligten griechischen Jugendlichen gegeben. Griechischer Partner war damals das „Begegnungszentrum für griechische Rückwanderer“ in Athen.

NEUER VORSITZENDER DR. ESCHELBACHER

Auf der Mitgliederversammlung 1988 in Hamburg änderte die Vereinigung ihre Satzung: Dr. Stercken wurde Präsident – mehr ehrenhalber – zum 1. Vorsitzenden wurde Dr. Hans C. Eschelbacher (verst. 2017) gewählt – ehemaliger Vorsitzender der DGG Bonn und zu diesem Zeitpunkt Wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Fraktion. An neuen Mitgliedern traten die DGG Bruchsal, die D.-G. Musikalische Gesellschaft Frankfurt am Main, die GDG Begegnung Freiburg, der DGV Herten und die Vereinigung der bildenden Künstler Tübingen der VDGG bei. Die VDGG hatte jetzt 28 Mitglieder.

Seit dieser Zeit verlangte das AA auch einen Eigenbeitrag der Mitgliedsgesellschaften. Dieser wurde unabhängig von der Mitgliederzahl auf 50 DM festgesetzt.

Als 29. und 30. Mitglied kamen im Jahr 1989 die DGG zu Kiel und die GDG Begegnung Osnabrück dazu. Im darauffolgenden Jahr vergrößerte sich die Vereinigung um den DG Freundeskreis Neuss und die DGG Tübingen. Nach 10 Jahren stellte die DGG Reutlingen ihre Aktivitäten ein, dafür wurde die Theophanou-Gesellschaft Köln Mitglied der VDGG (1992). Ende 1992 löste sich die mit viel Elan und jungen Leuten gestartete DGG Bruchsal auf, dafür schlossen sich 1993 die Heinrich-Schliemann-Gesellschaft Ankershagen und der Länderkreis Griechenland der Sächsischen Auslandsgesellschaft Dresden der VDGG an.

1993 beauftragte der Vorstand Günter Leußler aus Mülheim mit der Geschäftsführung, der zuvor bereits die Abrechnung des Jahrbuchs Hellenika durchführte. Auf der Mitgliederversammlung 1994 wurde er dann zum Geschäftsführer gewählt, der damals auch noch Schriftführer und Schatzmeister war.

FINANZEN

Die eingangs beschriebene institutionelle Förderung der VDGG durch das AA wurde nach der Wende 1991 in eine Projektförderung geändert, wobei die Mitgliederversammlung ein Projekt darstellte. Zuvor hatte die Mitgliederversammlung 1992 in Hannover Leitlinien zur internen Vergabe von Projektmitteln an die Mitglieder beschlossen. Wegen der zurückgehenden Fördermittel des AA, mussten auch diese Leitlinien 1996 angepasst und der bisherige Eigenbeitrag der Mitglieder der VDGG von 50 DM in einen von der Zahl der örtlichen Mitglieder abhängigen Mitgliederbeitrag geändert werden. Da ab 2004 die Mitgliederversammlungen nicht mehr förderungswürdig waren, musste 2005 dieser Mitgliederbeitrag angepasst werden. Die damals beschlossenen Beträge sind noch heute gültig, denn wir wissen, dass jeder Euro an die Vereinigung den Ortsvereinen bei ihrer Arbeit fehlt.

Bis 2010 beantragte die Geschäftsstelle der Vereinigung auch die Anträge für die Mitglieder. Mit der damit verbundenen Bürokratie dauerte es wegen der vielen Rückfragen oft zwei Jahre, bis das Bundesverwaltungsamt die Prüfung abgeschlossen hatte. Die Anzahl der Anträge aus den Mitgliedsgesellschaften ging auch wegen des großen Aufwands für wenig Geld im Laufe der Jahre zurück.

ARCHIV

Seit 1993 unterhält die VDGG ein Archiv. Es ist angesiedelt bei der DGG Berlin und befindet sich derzeit in der Humboldt–Universität. Verantwortlich ist der Vorsitzende der DGG Berlin, Prof. Dr. Stephan Schmid, Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, 10099 Berlin, stephan.g.schmid(at)culture.hu-berlin.de, Tel.: 030 2093 98130.

STIFTUNG

Durch die Initiative von Hubert Just wurde 1994 die Stiftung Kulturpreis der Deutsch-Griechischen Gesellschaften ins Leben gerufen. Ein Ehrenring sollte alle zwei Jahre an Personen und Institutionen verliehen werden, die sich in besonderer Weise um die deutsch-griechischen Beziehungen verdient gemacht haben. Erste Ringpreisträgerin war die damalige Leiterin des Deutschen Kontakt- und Informationszentrums in Athen, Vera Dimopoulos-Vosikis. Es folgten Prof. Dr. Georgios-Alexandros Mangakis, die Eheleute Doris und Kurt Eisenmeier, Kostas Tsatsaronis, Eminenz Ireneos, Metropolit von Kisamos und Selinon, Prof. Dr. med. Jan Murken, Niki Eideneier-Anastassiadi, Eberhard Rondholz, Dr. Wilfried Bölke, Dr. Danae Coulmas, Georg Albrecht, 2017 die Griechische Redaktion der Deutschen Welle und 2019 der ehemalige griechische Staatspräsident Karolos Papoulias.

Durch eine Zuwendung aus dem Nachlass des 2016 verstorbenen Stifters ist die Vereinigung in der Lage trotz der niedrigen Zinsen den Ehrenring weiter zu verleihen.

NEUE PRÄSIDENTIN DR. SKARPELIS-SPERK

1995 trat Dr. Eschelbacher als Vorsitzender zurück. Zur Nachfolgerin wurde bei der Mitgliederversammlung 1996 in Mülheim die Vorsitzende der deutsch-griechischen Parlamentariergruppe, Frau Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, zur Präsidentin gewählt. In diesem Jahr wurden die DGG Kassel, die DGG Ortenau und die DGG Weimar in die VDGG aufgenommen. Es folgten 1997 die DGG Braunschweig, der Verein Terpsichore, Köln, der Ellinikos Kyklos Siegburg und der Förderkreis König-Otto-Museum Ottobrunn. Außerdem bildeten sich aus den Sektionen der DGG Wiesbaden eigenständige Gesellschaften Wiesbaden/Mainz, Frankfurt am Main und Gießen. Damit war die Zahl der Mitglieder auf 38 gewachsen.
Zur Entlastung des Geschäftsführers wurde das Amt des Schatzmeisters eingeführt und dem Vorstand gehörte jetzt als Jugendbeauftragter Bernhard Vester an. Im darauffolgenden Jahr kamen zur Vereinigung der DGC Bamberg, die POP Köln, die DGG Mittelfranken und der D.-Gr. Kulturverein Gelsenkirchen dazu und es gab 2 Partnergesellschaften in Athen.

Seit 2001 ist die VDGG im Internet präsent. Möglich wurde dies durch eine Spende der Präsidentin.

Seit 2006 erscheint die Hellenika als „Neue Folge“ zunächst im Eigenverlag des Redakteurs Prof. Dr. Cay Lienau, ab 2009 im LIT-Verlag, Münster.

BESUCH BEIM GRIECHISCHEN STAATSPRÄSIDENTEN

Im Rahmen des Staatsbesuches des griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias im September in der Bundesrepublik Deutschland trafen sich am Abend des 20.09.2006 der Vorstand und einige Vertreter der Mitgliedsgesellschaften der VDGG in Düsseldorf zu einem Gedankenaustausch. Der Präsident würdigte und lobte die hervorragende Arbeit, die die Vereinigung und alle Deutsch-Griechischen Gesellschaften seit Jahrzehnten zum Verständnis Griechenlands in der Bundesrepublik und zur Vertiefung der deutsch-griechischen Beziehungen leisteten. Mit Freude verfolge er dieses ehrenamtliche Engagement in Deutschland für sein Land. Leider seien diese Aktivitäten in Griechenland viel zu wenig bekannt. Er lud die Vertreter der Vereinigung nach Griechenland in seinen Amtssitz ein, um gemeinsam dieses Defizit anzugehen.

Im September des folgenden Jahres flogen 45 Vertreter der Deutsch-Griechischen Gesellschaften nach Athen, um dieser Einladung Folge zu leisten. Zweites Ziel der Reise war, in Griechenland tätige deutsche Institutionen kennen zu lernen. Die Besuche im Goethe-Instituts, in der Deutschen Botschaft, im Deutschen Archäologischen Institut und im deutsch-griechischen Altenheim Koroneos haben bei den Teilnehmern tiefe Spuren hinterlassen, weil einem als normalem Athenbesucher diese Türen oft verschlossen bleiben.

Abgerundet wurde der Besuch in Athen durch besondere Führungen durch das Museum zur Geschichte der Universität Athen, das Museum der Stadt Athen, das Griechische Parlament, das neue Akropolis-Museum und den Kerameikos. Es standen uns immer sehr kompetente Führer:innen zur Verfügung, hervorzuheben ist, dass uns Prof. Dr. Dimitrios Pandermalis, Chef des neuen Akropolis-Museums, persönlich das noch im Bau befindliche Museum zeigte und die hervorragende Führung über den Kerameikos durch Frau Dr. Jutta Stroszeck vom Deutschen Archäologischen Institut Athen.

Von unserem Empfang beim Staatspräsidenten berichteten nicht nur das griechische Fernsehen, sondern auch viele Zeitungen des Landes. Karolos Papoulias war ein Glücksfall für die deutsch-griechischen Beziehungen, da er durch sein Studium und seine langjährige Arbeit während der Junta-Zeit sowie durch seine in Deutschland lebenden Kinder sehr eng mit unserem Land verbunden ist. Gleichzeitig war der Empfang und die Würdigung durch den Staatspräsidenten für die 45 Teilnehmer ein Höhepunkt ihres Engagements für Griechenland.

Es gab auch immer wieder Treffen des Vorstands der Vereinigung mit dem jeweiligen griechischen Botschafter. Ein Höhepunkt war auch der Abend mit der deutsch-griechischen und der griechisch-deutschen Parlamentariergruppe 2008 in Berlin.

AKTION „BRANDSCHUTZ“

Zur Linderung der Not nach den vielen Bränden 2007 und zur Stärkung der Einsatzkräfte bei Bränden wurde von den in Athen anwesenden Mitgliedsgesellschaften eine neue Spendenaktion beschlossen. Dabei soll seitens der VDGG die Initiative „Freiwilliger Waldschutz“ der Gemeinde Kaisariani / Athen (EDDK) unterstützt werden. Gesammelt wurde für Projekte zur Verbesserung der Brandvorsorge, zur Wiederaufforstung und zum Wiederaufbau sozialer Einrichtungen. Gemeinsam mit der Initiative Griechenlandhilfe Tübingen gelang es, aus Spendengeldern ein Feuerwehrfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Tübingen zu erwerben, das viele Einsätze erfolgreich bestanden hat. Dass die Tübinger Feuerwehrleute den deutschen Beschriftungen die griechische Übersetzung beigefügt haben, wurde als besondere Geste der Kameraden aus Tübingen aufgenommen.
Es wurden aus den Spendengeldern spezielle Schutzhelme und weiteres Ausrüstungsmaterial und ein geländegängiges Einsatzfahrzeug erworben. Im Jahr 2009 besuchten Mitglieder der EDDK die DGG Tübingen-Reutlingen und nahmen dort an theoretischer und praktischer Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehr Tübingen teil.

Aus dieser Initiative entwickelte sich 2010 die Spendenaktion „2011 Eichen für Kaisariani“. Mit Hilfe der Freiwilligen Waldschutzgruppe (EDDK) sollten eine spezielle, feuerwiderstandsfähige Eiche (Velanidia) auf dem Gebirgszug Hymettos, östlich von Athen, die letzte grüne Lunge, angepflanzt werden. Im Sommer erging dann der folgende Spendenaufruf: „Wir bitten die Mitglieder und Freunde der Deutsch-Griechischen Gesellschaften, sich mit dem Kauf einer oder mehrerer Eichen am Projekt zu beteiligen. Eine Eiche – einschließlich der Pflanzung und Nachbetreuung – kostet 5,00 Euro. Der Name jedes Baumspenders wird im Spendenbuch veröffentlicht, das von der Gemeinde Kaisariani und im Archiv der VDGG aufbewahrt wird. Ab einer Spende von 5 Eichen (25.–Euro) erhält der Spender eine Baumpatenurkunde. Der Name eines Spenders von 50 und mehr Eichen wird auf einer Marmorplatte eingraviert.“ Diese Platte wurde inzwischen am Rande des Aufforstungsgebiets aufgestellt. Dieses Projekt wird demnächst mit der Anpflanzungen von weiteren Bäumen abgeschlossen werden.

WEITERE NEUE MITGLIEDER

Bis 2007 kamen die Gesellschaften Philia Amberg, DGG Augsburg, DGG Krefeld, DGG Griechenhaus Leipzig, Verein zur Förderung griechischer und zypriotischer Studien Mannheim, DGC Bad Sobernheim. D.-Gr. Kulturverein Duisburg, Freundeskreis Gr. Absolventen der TU Karlsruhe und Arbeitsgem. intern. Jugendprojekte Unna dazu. Ausgeschieden waren der Chor in Frankfurt, weil er seine Aktivitäten einstellte, und, da sich keine Nachfolger fanden, die DGG Stuttgart.
In den folgenden Jahren schlossen sich Hellas Amberg, DGG Flensburg, Arbeitsgemeinschaft Griechenland im Bund deutscher Philatelisten, DGG Tübingen-Reutlingen und Philia Weinheim der Vereinigung an. Bis 2014 wuchs die Vereinigung durch Philea Hannover und die DGG Lübeck auf 47 Mitglieder.

AKTION „GRIECHENLAND BRAUCHT UNSERE HILFE“

Wegen der Finanzkrise in Griechenland und den damit verbundenen sozialen Problemen, insbesondere für die Bevölkerung in den Großstädten, startete die Vereinigung 2012 die Aktion „Griechenland braucht unsere Hilfe“. Dabei wurde zu Spenden für drei Institutionen aufgerufen, die sich nach Prüfung als unterstützenswert und verlässlich herausstellten:

  • die drei SOS-Kinderdörfer in Griechenland, die einen Ansturm von Kindern arbeitsloser Eltern erleben, während Spenden wegen der Krise ausbleiben.
  • die fünf Polikliniken der Organisation „Ärzte der Welt“, in denen freiwillige Ärzte kostenlos mittellose Kranke behandeln.
  • die Suppenküchen für Bedürftige in Thessaloniki (Mitropolis Stavroupoleos-Neapoleos).

Für die noch laufende Aktion wurden bis heute über 300.000 € gespendet und an die drei Organisationen weitergeleitet. Nicht vergessen sollte man dabei auch die weiteren Aktionen unserer Mitglieder, die inzwischen auch die 100.000 € überschritten haben.

DEUTSCH-GRIECHISCHES JUGENDWERK (DGJW)

Bereits auf der Tagung „Versöhnung ohne Wahrheit“ in der Evangelischen Akademie in Bad Boll (Oktober 2000) schlug die Präsidentin der VDGG in ihrem Beitrag „Last – Verantwortung – Versöhnung“ die Errichtung eines Deutsch-Griechischen Jugendwerks vor, konnte aber ihr Anliegen politisch nicht umsetzen. Der Beitrag ist auch in unserem Jahrbuch Hellenika 1999/2000 erschienen.

Erst die Mitgliederversammlung 2013 in Bamberg fasste angesichts der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland und der damit verbundenen Perspektivlosigkeit für einen Großteil der griechischen Jugend, sowie angesichts der im Namen der Bundesrepublik Deutschland abgegebenen Erklärung des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau vom 04.04.2000 in Kalavrita, in der für die deutschen und griechischen Jugendlichen eine gemeinsame Zukunft beschworen wird und möglichst viele Kontakte zwischen deutschen und griechischen Jugendlichen angemahnt werden, den Beschluss, ein Deutsch-Griechische Jugendwerk zu fordern.
Noch im selben Jahr gelang es der Präsidentin, diesen Antrag im Koalitionsvertrag der Bundesregierung zu verankern. Seitdem arbeitet das zuständige Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am Aufbau des Jugendwerks. Zu möglichen Projekten des Austauschs wurden, in Verbindung mit IJAB, „Griechenlandtage“ organisiert. Im November 2014 fand das erste Deutsch-Griechische Jugendforum mit Teilnehmern aus beiden Ländern in Bad Honnef statt. Es folgten die Jugendforen 2017 in Thessaloniki und 2018 in Köln. Die Ergebnisse der Veranstaltungen sind im Internet unter www.ijab bzw. agorayouth nachzulesen.
Im Rahmen des Staatsbesuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Oktober 2018 in Athen haben Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und der griechische Generalsekretär für Jugend, Pafsanias Papageorgiou, ein Abkommen zur Gründung eines Deutsch-Griechischen Jugendwerkes gezeichnet. Als Sitze des Jugendwerks sind darin die Städte Leipzig und Thessaloniki festgelegt. Nachdem dem Staatsvertrag sowohl das deutsche als auch das griechische Parlament zugestimmt haben, nahm das DGJW am 01.04.2021 seine Arbeit auf.

WIE GEHT ES WEITER?

Seit 2015 ist ein Rückgang der Mitgliederzahl in der Vereinigung festzustellen. Der hauptsächliche Grund ist, dass die Vereine keine engagierten Mitglieder für die örtliche Vorstandsarbeit finden und deshalb ihre Tätigkeit einstellen. Auch die Finanzierung der Arbeit ist schwieriger geworden. Veranstaltungsräume sind kaum noch kostenfrei zu bekommen. Ja, die Bindung an einen Verein, insbesondere an Bildungsvereine, hat in unserer Gesellschaft nachgelassen. Dazu kam, dass die DGG Hannover und der DGC Bamberg 2018 ihre Mitgliedschaft in der VDGG gekündigt haben. Ebenso haben der DGV Mülheim und die DGG Bielefeld aus o.g. Gründen 2021 ihre Mitgliedschaft in der VDGG aufgegeben.

Im Jahr 2019 führte die VDGG das von den Mitgliedern gewünschte Erfahrungsaustauschseminar und die Mitgliederversammlung im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn durch. Dort sprach unsere Partnerorganisation Philadelphia aus Athen die Einladung aus, die nächste MV in der griechischen Hauptstadt durchzuführen. Es wurde ein umfangreiches Besichtigungs- und Besuchsprogramm vorbereitet, aber…

DER EINSCHNITT – CORONA

wegen Corona mussten wir die Reise absagen. Die MV 2020 wurde dann im Oktober digital durchgeführt. Vertreten waren 17 Mitglieder. Die Pandemie hat, insbesondere auch bei unseren Mitgliedern, die Veranstaltungsprogramme zum Erliegen gebracht. Wenige Vorträge wurden digital durchgeführt. Wie bei vielen anderen Kulturvereinen wurden die Veranstaltungen einfach gestrichen.

OTTOBRUNN 2021

In Präsenz lud die VDGG am 15.10.2021 zu einem bemerkenswerten Symposium zum Thema „Vielfalt der Deutsch-Griechischen Beziehungen – ein Beitrag zu 200 Jahre Beginn der Revolution in Griechenland“ nach Bayern ein. Die Veranstaltung hätte, ebenso wie die am folgenden Tag durchgeführte Mitgliederversammlung, mehr Teilnehmer verdient gehabt.

NEUE PRÄSIDENTIN LISA BADUM MdB

Auf der Mitgliederversammlung in Ottobrunn wurde auch ein neuer Vorstand gewählt. Zur neuen Präsidentin wurde Lisa Badum einstimmig gewählt. Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt und wurde zur Ehrenpräsidentin ernannt. Ebenso traten die Vorsitzende der DGG Saar und Vizepräsidentin, Euthymia Graßmann-Gratsia, und die bisherige Jugendbeauftragte, Vicky Douka, nicht mehr zur Wahl an. An ihrer Stelle wurde Stella Kirgiane-Efremidou als Vizepräsidentin und Jugendbeauftragte in das Präsidium gewählt.

Erfreulich ist, dass die DGG Hannover und der DGC Bamberg wieder Mitglieder der VDGG geworden sind. Derzeit haben wir 33 Mitglieder.

Wir müssen neue Ideen und Themen entwickeln, die die ehrenamtliche Tätigkeit für die deutsch-griechische Verständigung wieder attraktiver macht.