Die diesjährige Mitgliederversammlung der VDGG fand vom 28.-30.03 2014 in Waren (Müritz) statt. Zum zweiten Mal erfolgte die für die Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften so wichtige Versammlung somit in den neuen Bundesländern. Die international bekannte Heinrich-Schliemann-Gesellschaft Ankershagen e.V. richtete die Jahreshauptversammlung in den Räumen der Europäischen Akademie des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus. Die Veranstaltung begann am Freitag, dem 28.03.2014 mit einer Kurzwanderung durch einen frühlingshaften Wald zum malerischen Kölpinsee. Am Abend ließ es sich der Hausherr der gastgebenden Akademie, der Kultusminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Mathias Brodkorb, nicht nehmen, die Gäste im Rahmen eines Empfangs persönlich zu begrüßen. Die Stellvertretende Landrätin des Kreises Mecklenburgische Seenplatte Bettina Paetsch und der Bürgermeister der Stadt Waren (Müritz) Axel Müller beehrten die Anwesenden mit ihren Grußworten. Sie priesen die Schönheiten ihrer Landschaft und die touristischen Attraktionen ihrer Heimat, die den Vergleich zu überaus bekannten süddeutschen Regionen nicht zu scheuen braucht. Die Präsidentin der Vereinigung und Dr. Reinhard Witte von der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft sowie der Leiter der Europäischen Akademie begrüßten ebenfalls ihre Gäste. In den teilweise durch ausgeprägten Lokalpatriotismus überaus humorvollen Beiträgen kam indes die politische Würdigung des deutsch-griechischen Verhältnisses keineswegs zu kurz. Dem Ernst der Lage in Griechenland angemessen wurden direkte Bezüge zu den Inhalten und Projekten der VDGG und ihrer Mitgliedsgesellschaften hergestellt, die Themen der Jahreshauptversammlung am Samstag sein sollten. Ein griechisches Buffet rundete den sehr gelungenen und informativen Abend ab.
Die Mitgliederversammlung am Samstag 29.03.2014 begann mit einem Grußwort des Mitbegründers der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft Ankershagen, Herrn Dr. Wilfried Bölke, Träger des Ehrenrings der Vereinigung. Er stellte den Anwesenden die Tätigkeit seiner Gesellschaft vor und beleuchtete kurz die Geschichte des von der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft gegründeten gleichnamigen Museums. Er stellte außerdem das Anliegen der Gesellschaft vor, eine Büste von Heinrich Schliemann in die Ehrenhalle „Walhalla“ in der Nähe des bayerischen Regensburg aufstellen lassen zu wollen. Die anwesenden Politikerinnen und Politiker sagten zu, sich bei der bayerischen Landesregierung, die über solche Anträge entscheidet, für das Projekt zu verwenden.
Die Präsidentin der Vereinigung Sigrid Skarpelis-Sperk, die die Ehre hatte, unseren Bundespräsidenten bei seiner letzten Griechenlandreise zu begleiten, berichtete ausführlich über ihre Eindrücke und die Ergebnisse der Reise. Zu der bewegenden Rede, die Bundespräsident Gauck zur Ehrung der vielen Opfer der NS-Besatzung hielt, sei auf den Artikel dazu auf unserer Website verwiesen. Die Präsidentin befasste sich darüber hinaus mit der schlechten sozialen Situation in Griechenland. Zwei Drittel der Bevölkerung leben inzwischen unter der Armutsgrenze, über 50 % der Jugendlichen sind arbeitslos und ohne Ausbildung. Geradezu tragisch ist in diesem Zusammenhang, dass so ein großes Potential an fähigen jungen Leuten für Griechenland verlorengeht. Auch im Bereich der Gesundheitspolitik sind die Standards weit unter europäisches Niveau gesunken. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist inzwischen mangelhaft, die Rate von ernährungsbedingten Fehlgeburten und Todgeburten steigt an. Die Präsidentin ruft dazu auf, dem negativen Griechenlandbild, das immer noch von großen Teilen der deutschen Presse und der elektronischen Medien verbreitet wird, aktiv entgegenzuwirken. Die VDGG wird sich hierzu mit der Bundeszentrale für politische Bildung in Verbindung setzten, um wirksame Strategien zu entwickeln.
Frau Skarpelis-Sperk stellt den Anwesenden auch die Initiative zur Gründung eines Deutsch-Griechischen Jugendwerks vor, das erfreulicherweise in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung Eingang gefunden hat und in nächster Zeit ins Leben gerufen werden soll. Außerdem spricht sie Programme der EU, die auch für die Berufsausbildung junger Griechinnen und Griechen in Deutschland genutzt werden können, und Hilfen der EU und der Bundesregierung zur Ausbildungsförderung in Griechenland selbst an. Sie ruft alle Mitgliedsgesellschaften dazu auf, sich an den Projekten zu beteiligen, und sichert die Unterstützung der VDGG zu. Zu diesem Zweck haben sich Mitglieder und Freunde der Gesellschaften, die Informationen sammeln, auswerten und bündeln wollen, in einem Kreis zusammengefunden. Zum Einen sollen dabei Projekte initiiert, begleitet und gefördert werden. Zum Anderen soll vor allem der Bezug zur Praxis in den Regionen durch die aktive Beteiligung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften an den Planungen und Überlegungen der Bundesregierung gesichert werden. Am 29. Mai wird dazu ein Seminar in Bonn stattfinden. Interessenten, die in der Arbeitsgruppe mitwirken wollen, sind herzlich willkommen und mögen sich beim Geschäftsführer Günter Leußler anmelden. Die Präsidentin berichtet weiter, dass unser Spenden-Projekt: „Eichen für Kaissarianni“ nun durch die feierliche Enthüllung einer Marmortafel, einem Denkmal der Versöhnung, das aber auch die Spender der 20.000 Eichen ehren soll, gekrönt werden wird. Die Veranstaltung findet am 27.04.2014 in Kaissarianni statt – wer zu dem Zeitpunkt in Athen weilt, ist herzlich dazu eingeladen.
Die Präsidentin gab weiterhin den Stand der Spendensammlung für soziale Zwecke bekannt. Die gesammelte Summe beläuft sich auf überaus beachtliche 208.000,00 €, die ausschließlich für konkrete Projekte mit verlässlichen Partnern in gewachsenen und beständigen Strukturen vor Ort verwendet worden sind oder werden. In diesem Zusammenhang verweist sie auf die mit nur 205,00 € außerordentlich geringen Verwaltungskosten, die zudem über mehrere Jahre hinweg angefallen sind.
Zum geplanten Deutsch-Griechischen Jugendwerk sprach die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Elke Ferner. Sie verglich die noch zu gründende Organisation mit den schon bestehenden Jugendwerken, z.B. dem Deutsch-Französischen und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Die zu wählende Rechtsform, die Kostenverteilung zwischen den Partnerländern und die genaue Zielsetzung müssen allerdings noch formuliert bzw. gefunden werden. Die Präsidentin stellte die Vorstellungen und Wünsche des Plenums vor und äußerte die Hoffnung, dass auch Berufsausbildungen, Weiterbildungen und möglicherweise Stipendien Eingang in die Zielsetzung des Jugendwerks finden mögen. Frau Staatssekretärin Ferner versprach die Prüfung der Vorschläge und sagte zu, die Beteiligung der deutsch-griechischen Community an dem großen Projekt zu ermöglichen.
Einen weiteren Schwerpunkt der Jahresmitgliederversammlung stellte, neben den üblichen Regularien, der interne Erfahrungs – und Meinungsaustausch dar. Als Resultat der Gespräche ist unter anderem festzuhalten, dass die Öffentlichkeitsarbeit und Pressearbeit allgemein als sehr schwierig empfunden wird. Der Wunsch nach dem internen Erfahrungsaustausch nimmt ebenfalls hohen Stellenwert ein. Im Vorstand der VDGG ist deshalb ein Mitglied als Ansprechpartner für derartige Fragen benannt worden. Künftig sollen interessante Projekte der Gesellschaften auf der Homepage der VDGG vorgestellt werden und Informationen dazu zentral abrufbar sein.
Der Tag endete mit einem mecklenburgischen Buffet in den Räumen der Akademie.
Den Abschluss des Wochenendes bildete die Besichtigung des Heinrich-Schliemann-Museums in Ankershagen. Ein Vortrag gewährte informative Einblicke in die Geschichte des Museums und vor allem in das Leben des großen Heinrich Schliemann.