Nachdem im Juni 2009 ein erstes Treffen von deutsch-griechischen oder griechisch-deutschen Vereinen, die in Griechenland aktiv sind, auf Einladung der Deutschen Botschaft in Athen stattgefunden hat, gab es vom 3. – 6. 11. 2011 unter der Federführung des Deutschen Generalkonsulats in Thessaloniki eine weitere Tagung, auf der neben den Kulturvereinen auch Vertreter von deutschen und griechischen Kommunen anwesend waren, um die Zusammenarbeit insbesondere durch Städtepartnerschaften zwischen unseren Ländern zu intensivieren.
Abschlusserklärung der Deutsch-Griechischen Versammlung:
Aufruf von Thessaloniki
„Deutschland und Griechenland verbindet eine tiefe Freundschaft. Sie war und ist Basis unserer engen Partnerschaft – bilateral, im Atlantischen Bündnis und in der Europäischen Union. Das Fundament unserer Partnerschaft ist der enge Kontakt zwischen unseren Bürgern. Über 300.000 Griechen leben dauerhaft in Deutschland, rund 45.000 Deutsche leben in Griechenland. Fast jeder 10. Grieche hat für längere Zeit einmal in Deutschland gelebt, studiert oder gearbeitet.
Rund zwei Millionen Deutsche reisen jährlich nach Griechenland und bewundern seine reiche und vielfältige Kultur. Rund 30 Kommunen kooperieren miteinander oder haben unterschiedliche Partnerschaften eingerichtet. Dieses dichte Netzwerk wollen wir stärken. Gleichzeitig wollen wir Schritte zur Erneuerung und Erweiterung unserer Partnerschaft unternehmen.
Wir stehen vor neuen Aufgaben, bei deren Bewältigung wir uns gegenseitig unterstützen wollen. Wir wollen unsere gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen vertiefen. Dabei geht es uns insbesondere um Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen in Industrie und Mittelstand und um die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, einschließlich der Beratung zum Aufbau von Strukturen zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens.
Wir sind überzeugt davon, dass wir beide von einer engeren und erweiterten Partnerschaft profitieren können. Griechenland und Deutschland stellen sich gemeinsam den großen Herausforderungen der Europäischen Union. Wir wollen die bilaterale Zusammenarbeit wie auch die Abstimmung in europapolitischen Fragen weiter vertiefen und verstetigen.“
(Präambel der Gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und
Ministerpräsident Georgios Papandreou vom 05.03.2010.)
Am 4. und 5. November 2011 haben sich in Thessaloniki Griechen und Deutsche
versammelt, um Erfahrungen auszutauschen für eine bessere Politik auf lokaler
Ebene und um ein Netzwerk aufzubauen zur Stärkung der Zusammenarbeit
zwischen deutschen und griechischen Kommunalpolitikern, deutschgriechischen
Freundschaftsvereinen, griechischen Gemeinden in Deutschland
und deutschen Gruppen in Griechenland, zwischen Bürgern auf beiden Seiten,
interessierten Nichtregierungsorganisationen und Einrichtungen aller Art.
(Teilnehmerliste wird demnächst im Internet veröfffentlicht).
Städtepartnerschaften und deutsch-griechische Freundschaftsvereine – Zwei
Hauptsäulen der DGVII
Die Versammlung zeigte, dass das Potential von Städtepartnerschaften
zwischen deutschen und griechischen Städten, Gemeinden, Landkreisen und
Verwaltungseinheiten auf allen Ebenen nicht ausreichend ausgeschöpft ist.
Während es bisher rund 30 deutsch-griechische kommunale Partnerschaften
gibt, unterhält Deutschland mit Frankreich über 2.000. Die Diskussion im
Rahmen der Versammlung zeigte, dass diesen Städtepartnerschaften ein hoher
praktischer Wert zukommt, dass sie wesentlich sind für ein sich Näherkommen
der Menschen auf beiden Seiten, als Grundlage für einen substantiellen
Erfahrungsaustausch und auch als Voraussetzung für die Durchführung von
Projekten, für die es umfangreiche und bisher zu wenig genutzte Fördermittel
gibt.
Die Teilnehmer fordern daher die Bürger und die Lokalpolitiker beider Seiten
auf, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, damit solche Partnerschaften
schnell und in höherer Zahl zustande kommen (Vermittlungsbörse auf
www.grde.eu).
Sie begrüßen die Etablierung des „Deutsch-Griechischen Fördervereins für
Kultur und Begegnung zwischen der Region Stuttgart und der Region
Zentralmakedonien Griechenland e.V.“ Das Hauptanliegen, das in Neckartenzlingen durch
den hohen griechischen Bevölkerungsanteil und aller vorhandenen Kontakte erkannt
wurde, liegt darin, die großen, jedoch schlummernden Potentiale zwischen den
beiden Völkern, neu zu entwickeln und zu beleben. Der Vorstand lud alle
Interessenten und Beteiligten ein, an der Gründungsfeier des Vereins in
Neckartenzlingen im Jahre 2012 teilzunehmen.
Die deutsch-griechischen Freundschaftsvereine wiesen darauf hin, dass die
Finanzierungsmöglichkeiten von Aktivitäten im deutsch-griechischen Rahmen
weit geringer sind als beispielsweise Aktivitäten deutsch-französischer oder
deutsch-polnischer Vereine. Sie äußerten den Wunsch, zumindest einen
bescheidenen Rahmen zu schaffen.
Fachlicher Austausch:
Die Teilnehmer befassten sich mit folgenden Schwerpunkten:
● Verstehen, verbinden, vernetzen-Gemeinsam in die Zukunft
● Ansiedlung von Unternehmen fördern, bilaterales wirtschaftliches
Potential nutzen
● Abfall- und Abwasserwirtschaft
● Moderne Verwaltung
● Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
● Kultur
● Tourismusförderung
● Katastrophenmanagement
● Förderungsmöglichkeiten, -programme und Finanzierungsfragen
● Jugendpolitik und Jugendaustausch
● Zukunftsorientierte Verkehrsplanung
(Die Ergebnisse der Diskussionen sind in der Anlage aufgeführt.)
Während der Versammlung wurden zusätzlich folgende Arbeitsbereiche der
Zusammenarbeit für die Zukunft gewünscht:
● Küsten-Nahverkehr
● Heilbäder
● Bewirtschaftung der stadtnahen Wäldern
● Austausch von Fachkräften
● Berufliche Ausbildung bzw. Weiterbildung
Die Teilnehmer haben den Erfahrungsaustausch als insgesamt äußerst nützlich
empfunden und legen Wert darauf, dass der Dialog verstetigt wird.
Weitere Zusammenarbeit:
Die Teilnehmer würdigen die Vorbereitungsarbeit und Durchführung der
Versammlung durch die Veranstalter und erkennen insbesondere die
umfangreiche freiwillige Arbeit, die in diesem Zusammenhang geleistet wurde,
an.
Die Veranstaltung hat die beabsichtige katalytische Wirkung entfaltet. Es gilt,
dieser Zusammenarbeit einen tragfähigen und nachhaltigen Rahmen zu geben.
a. Die Ergebnisse und weiterführenden Hinweise für die behandelten
Sachgebiete sollten auf der Konferenzwebsite www.grde.eu zur Verfügung
gestellt werden.
b. Die Koordinierung der weiteren Zusammenarbeit wird einem bilateralen
Ausschuss übertragen, dessen Tätigkeit durch den Rat der Gemeinden und der
Regionen Europas (Deutsche Sektion) koordiniert werden sollte.
Gründungsmitglieder des deutsch-griechischen Ausschusses sind der
Bürgermeister der Stadt Lauf, Herr Benedikt Bisping, der Landrat des
Landkreises Calw, Herr Helmut Riegger, der Bürgermeister von
Neckartenzlingen, Herr Herbert Krüger, der Bürgermeister der Stadt Detmold,
Herr Rainer Heller sowie der Bürgermeister der Stadt Thessaloniki, Herr Giannis
Boutaris, der Vizeperipheriarch der Region von Zentral Makedonien, der
Metropolregion Thessaloniki, Herr Apostolos Tzitzikostas und der Bürgermeister
der Stadt Kosani, Lazaros Maloutas und EETA-Präsident Nikolaos Vafiadis.
Weitere Kommunalpolitiker werden Ihre Teilnahme ergänzen.
Ziel des Ausschusses ist die Verstetigung des Dialogs in den als vorrangig
erachteten Bereichen der Zusammenarbeit zwischen deutschen und
griechischen Kommunen. Hierzu wäre es hilfreich, wenn ein Berater ernannt
werden könnte, der die Arbeit des Ausschusses unterstützt und konkrete
Initiativen auf dem Weg bringt. Die Teilnehmer bitten die Bundesregierung, die
nötigen finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, um die Arbeit eines solchen
Experten zu ermöglichen. Er sollte dann als Schnittstelle (z.B. als integrierter
Experte) mit den Stellen in beiden Ländern kommunizieren, die für die
definierten Arbeitsbereiche zuständig sind.
Die Teilnehmer begrüßen herzlich die Initiative des Bürgermeisters von
Thessaloniki, Herrn Giannis Boutaris, die nächste Deutsch-Griechische
Versammlung im Jahre 2012 in der Stadt Thessaloniki abzuhalten, wobei die
Ergebnisse der DGV II hervorgehoben und die Erfolge des Jahres 2011-2012 der
einzelnen Partnerschaften in verschiedenen Arbeitsbereichen vorgestellt
werden sollen. Im darauf folgenden Jahr 2013 soll die DGV IV in der Stadt
Nürnberg nach Einladung des Oberbürgermeisters, Herrn Dr. Ulrich Maly,
stattfinden.
Die Teilnehmer begrüßen die Anwesenheit des Parlamentarischen
Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel, der von Bundeskanzlerin Angela Merkel
gebeten worden war an der DGV II teilzunehmen. Herr Fuchtel und die von ihm
kurzfristig mobilisierte Delegation haben wesentlich zum Erfolg der DGV II
beigetragen. Die Teilnehmer würden sich freuen, wenn Herr Fuchtel die Ziele
der DGV auch in der Zukunft nach Außen vertreten könnte.
Die Teilnehmer weisen ebenfalls auf die zu wenig genutzten Möglichkeiten der
Finanzierung von Partnerschaftsprogrammen der Europäischen Kommission hin.
Auch für den Aufbau einer nachhaltigen Zusammenarbeit auf der Grundlage
einer sozialen ökonomischen und ökologischen Entwicklung der deutschgriechischen
Kommunen insgesamt, bestehen Finanzierungsmöglichkeiten, die
gezielt genutzt werden sollten. Ziel ist es, besonders die Potentiale der
regionalen Wertschöpfung und der Beschäftigung besonders junger Menschen
zu erhöhen.
Die Teilnehmer haben die wichtige Rolle der politischen Stiftungen für die
Zusammenarbeit mit anderen Ländern zur Kenntnis genommen und halten
deren Tätigkeit auch in Griechenland für vordringlich. Auch die Tätigkeit des
Senior Expert Services wäre in vielen Bereichen der kommunalen
Zusammenarbeit vom höchsten Nutzen. Die Teilnehmer bitten um die
notwendigen Schritte, die finanziellen Hürden für die Aufnahme von SES
Einsätzen zu beseitigen. Der Vorschlag zum Aufbau eines EUAustauschprogrammes
für Verwaltungsfachkräfte wurde begrüßt.
Die Teilnehmer sind sich der Bedeutung des Zusammenbringens von deutschen
und griechischen Partner in den Bereichen Investition, Handel und Tourismus
eingedenk. Unternehmer, Bürgermeister und andere Interessenten konnten –
und können weiterhin – ihre Schwerpunkte und konkreten Projektvorschläge auf
Formularen darstellen, die den potentiellen Partner online zugänglich gemacht
wurden bzw. werden. Dieses Angebot wird – auch durch die Impulse der DGV
selbst – zunehmend genutzt, und wird auch künftig auf den Websites
www.grde.eu und der Seite der AHK Thessaloniki
(http://www.renewablesb2b.com) operativ bleiben.
Die Teilnehmer möchten sich herzlich bei der Gastgeberstadt Thessaloniki und
ihrem Bürgermeister, Herrn Giannis Boutaris, beim Vizeperipheriarchen für die
Metropolregion Thessaloniki, Herrn Apostolos Tzitzikostas, dem Präsidenten der
Internationalen Messe von Thessaloniki A.G., Herrn Theodoros Soumpasis,
sowie dem Präsidenten und Geschäftsführer der HELEXPO A.G., Herrn Paris
Mavridis und allen Mitarbeitern dieser Institutionen für ihre Gastfreundlichkeit,
ihre Unterstützung und ihre aktive Teilnahme bedanken. Desweiteren gilt
besonderer Dank der Deutschen Botschaft in Athen und nicht zuletzt den
Beschäftigten des Deutschen Generalkonsulats Thessaloniki und den
Hospitantinnen und Hospitanten, die kontinuierlich an der Vorbereitung der
Veranstaltung gearbeitet haben (Frau Parthena Polychronidou, Frau Antonia
Rupprecht, Frau Britta Dehnel, Frau Xenia Fastnacht, Frau Maren Reder, Herr
Philipp Haugwitz, Herr Jan-Peter Vasiliadis, Herr Frederik Panes, Herr Pavlo
Polychronidis und Herr Konstantin Pournaras).
Wir danken für die Unterstützung durch:
Aegean Airlines
Auswärtiges Amt
B2B Renewable Energies
Deutsch-Griechische Industrie-und Handelskammer
“Drosia”- Wasser
ERT 3
ftsk Germersheim
Goethe Institut
imarketing.gr
Internationale Hellenische Universität
Kosmidis und Partner-Anwaltsgesellschaft
Nico Lazaridi-Kellerei
Zeitung “ Makedonia”
Anlage des Aufrufs in Thessaloniki am 4. und 5. November 2011
Folgend sind die einzelnen Panelthematiken und die wichtigsten Punkte und Ergebnisse der
Diskussionsrunden aufgeführt:
„Verstehen, verbinden, vernetzen – Gemeinsam in die Zukunft“
Im Rahmen des Eröffnungsplenums wurde der Interessenschwerpunkt der zweittägigen
Deutsch-Griechischen Versammlung festgestellt: Die Notwendigkeit einer intensiven
Zusammenarbeit auf lokaler Ebene mittels des Ausbaus aber auch der Förderung der
Städtepartnerschaften zwischen Deutschland und Griechenland. Es wurden erfolgreiche
Städtepartnerschaften benannt, die in der Vergangenheit zwischen Deutschland und anderen
Mitgliedern der Europäischen Union unterzeichnet wurden, sowie Städtepartnerschaften
zwischen Deutschland und Griechenland festgehalten, die nicht aktiv waren und somit reine
«formale Partnerschaften» darstellen. Eine verstärkte Zusammenarbeit in der lokalen Politik ist
nun Ziel und Wunsch der lokalen Kommunalpolitiker beider Länder. Darin waren sich alle
Anwesenden und Teilnehmer der Versammlung einig. Es ist genügend Potential zur Gründung
und Förderung eines dichten Netzes der Zusammenarbeit vorhanden. Dieses soll Verstetigung
und Nachhaltigkeit sichern und dem Austausch von Erfahrungen und Know-how dienen, mit
dem Ziel einer regionalen Wirtschaftsförderung sowie einer verbesserten Lebensqualität der
Bürger. In diesem Zusammenhang soll auch die Notwendigkeit des Einbezugs der Bürger in
den jeweiligen Zusammenarbeitsformen betont werden, Indikativ mittels der Entwicklung und
Förderung von Jugendaustauschprogrammen sowie beruflicher Ausbildung und Fortbildung,
welche die Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit bilden.
„Ansiedlung von Unternehmen fördern, bilaterales wirtschaftliches Potential nutzen“
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit setzt eine wirtschaftliche Zusammenarbeit voraus. Daher
stand im Mittelpunkt der Diskussionen der DGV II das Bedürfnis einer gegenseitigen
Wirtschaftsförderung durch die Gründung und Ansiedlung von Unternehmen. Diese tragen
einen großen Teil zur Förderung der lokalen Wirtschaft bei. Sie schaffen Arbeitsplätze für die
Bürger und tragen zum Funktionieren des lokalen Marktes bei. Für interessierte Unternehmer
ist es daher wichtig, über einen schnellen und einfachen Zugang zu Informationen über
Investitionsmöglichkeiten, geeignete Gesellschaftsformen, die Prozedur und Dauer einer
Gesellschaftsgründung, eventuelle Hemmnisse und wirtschaftliche Anreize (z.B. steuerliche
Befreiungen) im Partnerland, zu verfügen. Informationszentren sollen geschaffen werden,
eventuell innerhalb der lokalen Handelskammern, welche aktiv einbezogen werden sollen. Die
lokalen Politiker sollen sich verstärkt für die Schaffung von Anreizen für die Gründung und
Ansiedlung neuer Unternehmen einsetzen.
„Abfall- und Abwasserwirtschaft“
Die effiziente und umweltbewusste Abfallverwertung stand im Mittelpunkt des dritten Panels.
Im Gegensatz zu Deutschland gab es in Griechenland noch keine verbreitete Anwendung von
Alternativmöglichkeiten der Abfallverwertung. Themen wie Hausmülltrennung und Recycling
waren unter Anderem Schwerpunkte der Diskussion sowie die Akzeptanz und Einführung
einzelner Formen der Abfallwirtschaft. Die Zeit in der in Deutschland der Müll einfach auf
Deponien entsorgt wurde ist schon lange vorbei. Heute herrscht eine hoch technisierte und
spezialisierte Kreislaufwirtschaft vor. Innovative Verfahren und Technologien ermöglichen es,
Rohstoffe aus dem Abfall umfassend und effizient in den Wirtschaftskreislauf zurückzubringen.
Die energetische Nutzung des Abfalls ist u.a. solch ein Verfahren. Eine vertiefte
Zusammenarbeit in diesem Arbeitsbereich wird somit für die griechischen Kommunen als
erforderlich erachtet. Die Umsetzung rationaler Abfallverwertungsregelungen auf lokaler Ebene
hat ökologische, wirtschaftliche sowie soziale Vorteile.
„Moderne Verwaltung“
Die Panelteilnehmer befassten sich mit der Art der Verwaltung in beiden Ländern. In Bezug auf
die Tätigkeitsfelder griechischer und deutscher Kommunen wurden Ähnlichkeiten festgestellt.
Besonders wurde in Griechenland die Verabschiedung des Gesetzes „Kalikratis“ anerkannt.
Ein Gesetz, das der griechischen Lokalpolitik mehr Zuständigkeiten zuerkennt und eine
Herausforderung für die Kommunalpolitiker darstellt. Für das Personalwesen der Verwaltung
wurden folgende Stichpunkte im Panel festgehalten:
– Identifizierung mit Aufgaben
– Anreizsysteme schaffen
– Loyalität
„Erneuerbare Energie und Energieeffizienz“
Die Gründung von Partnerschaften zwischen Deutschland und Griechenland im Sektor der
Nutzung von Energie wird als Notwendig erachtet. Die deutschen Kommunen haben sich die
letzten Jahre intensiv mit Energieeffizienz und erneuerbarer Energie beschäftigt (als Beispiel
sind die in der Versammlung vertretenen Städte Freiburg und Aschheim zu nennen, in denen
Anlagen zur Energieeffizienz gefördert wurden, grundsätzlich mit einer unmittelbaren
Teilnahme der Bürger), während sich in Griechenland dieser Sektor noch in einem
Anfangsstadium befindet. Das Know-how von deutscher Seite kann eine wesentliche Hilfe für
die griechischen Kommunen darstellen, was einerseits zur Förderung der lokalen Wirtschaft
beitragen könnte und andererseits zum Schutz der Umwelt, z.B. durch eine effiziente
Verwaltung des Abfalls zur energetischen Nutzung.
„Kultur“
Über eines waren sich die Teilnehmer des Panels mit der Thematik „Kultur“ einig: Eine starke
und tiefgreifende Zusammenarbeit und – noch weiter – Partnerschaft, setzt das Kennenlernen
der Kultur der Partnerstadt voraus. Ebenso ist es wichtig, die Kultur einer Stadt zu fördern,
weshalb die Organisation gemeinsamer Kulturprogramm-projekte zwischen den einzelnen
Partnern empfohlen wurde.
„Tourismusförderung“
Die Förderung neuer Tourismusformen in Griechenland, wie Indikativ des grünen
(ökologischen) Tourismus, des Kulturtourismus, des Wandertourismus und des
Gesundheitstourismus, z.B. des Behindertentourismus, wurde innerhalb dieses Panels als
äußerst notwendig angesehen. Die griechischen Kommunen haben bisher wenig Interesse zur
Förderung neuer Tourismusformen gezeigt, obwohl die geographische Lage des Landes sich
für solche eignet. Ebenfalls wurde die Werbung und Vertretung von Griechenland im Ausland
als ungenügend erachtet. Innerhalb der Partnerschaft zwischen deutschen und griechischen
Kommunen kann z.B. der Erfahrungsaustausch und die Übermittlung der Nachfrage deutscher
Touristen Alternativmöglichkeiten des Tourismus fördern um somit mehr Touristen jeden Alters
anzusprechen.
„Katastrophenmanagement“
Stichpunkte dieses Panels sind folgende:
-Förderung und Stärkung des freiwilligen Engagements im Katastrophenschutz
-Zertifizierte Ausbildung der Freiwilligen der NRO des Katastrophenschutzes in Griechenland
und der Führungskräfte der kommunalen Selbstverwaltung in unterschiedlichen Ebenen unter
Einbeziehung des Know-hows und der Erfahrung
-Ausbildungsmäßiger Transfer mit Einsatz-und Übungsmöglichkeiten
-Stärkung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung
-solidarische Unterstützung der eigenverantwortlichen Katastrophenschutzvorsorge
-Förderung der unmittelbaren Beziehungen zwischen den großen Freiwilligenorganisationen
des Katastrophenschutzes in Griechenland, welche ein Netzwerk mit Infrastruktur unterhalten,
sowie weiterer Organisationen, wie des deutschen Feuerwehrverbands und des THW, auf
kommunaler und regionaler Ebene, ebenso Know-how-Austausch und Unterstützung bei
Ausrüstungen
-Bewertung von neuer Technologie in der Praxis, mit der Anwendung bei tatsächlichen Fällen
und Schlussfolgerungen
-Mitwirkung von staatlichen Behörden, der kommunalen Selbstverwaltung,
Nichtregierungsorganisationen und des privaten Sektors an gemeinnützigen Konsortien
Vorschläge praktischer Umsetzung wären:
-Austausch speziellen Know-hows
-Konzession von überschüssigen gebrauchten Einsatzausrüstungen an
Freiwilligenorganisationen in funktioneller Lage, unter Wahrung der Verwertung und der
ordnungsgemäßen Verwendung
-Unmittelbare Zusammenarbeit zwischen speziellen Schulen für Brandbekämpfung und der
deutschen technischen Hilfe mit Bildungszentren NRO des Katastrophenschutzes in
Griechenland zum Betrieb von zertifizierten Ausbildungsprogrammen.
-Nutzung privater Ausrüstungen auf lokaler Ebene, wie Tankwagen während des Sommers zur
Waldbrandbekämpfung
-Förderung der Zusammenarbeit zur Weckung des Bewusstseins der Bürger gegenüber
Schutzgebieten und Gebieten vielfältiger Tier-und Pflanzenwelt
„Förderungsmöglichkeiten, -programme und Finanzierungsfragen“
Beide Seiten bauen auf gemeinsame, gesellschaftliche Werte und müssen mit viel Arbeit die
Entwicklungsmöglichkeiten ausbauen. Man sollte die Erfahrungen des Wiederaufbaus nutzen,
um Griechenland zu helfen. Besonders sollten diese Erfahrungen für eine effizientere Reform
der Verwaltung auf kommunaler und regionaler Ebene eingesetzt werden. Es gibt heute noch
Regionen mit vergleichbaren Problemen, wie z. B. Aussiedlung von Unternehmern, Schwund
von Arbeitsplätzen, Streichung von EU- Geldern. Man sollte in solchen Regionen eine gezielte
Finanzierungspolitik von EU- Geldern für die Ansiedlung von Unternehmern einsetzen. Gefragt
sind politische Initiativen, die die Verbindung von örtlichen Wissenschaftskräften mit
innovativem Unternehmergeist zusammenbringen. Der rechtliche Rahmen von einer
Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Trägern ist in Griechenland mit S.D.I.T
Programmen vorgegeben.
Es gibt eine Vielzahl von EU-Förderprogrammen für Griechenland, man müsse allerdings
genau überlegen, an welchen Programmen man teilnimmt und welchen Nutzen man langfristig
hat. Genau gesagt sind es 15 Mrd. Euro EU-Fördergelder, die nicht aktiviert werden können,
weil es an reifen Projekten, Koordination und Bankbürgschaften griechischer Banken mangelt.
Dagegen müssen alternative Verbesserungsvorschläge hergestellt werden.
Zusammengefasst sollte man ein klares Gesamtkonzept erarbeiten und messbare Ergebnisse
definieren. All das setzt voraus, dass man mehr Informationen einholt, mehr Zeit aufbringt,
Kontakte pflegt, Flexibilität und Geduld aufbringt und die Netze innerhalb der EU ausbaut.
Ein erster wichtiger Schritt ist mit dieser DGV getan. Ein weiterer muss folgen…
„Jugendpolitik und Jugendaustausch“
In Sache Jugendpolitik und Jugendaustausch waren sich alle Panelteilnehmer einig, dass
unsere Zusammenarbeit auch in diesem Sektor nicht genügend ausgeschöpft ist. Die
Gründung von Partnerschaften zum Thema Jugend wurde als obliegend für das
Näherkommen unserer Bürger angesehen. Die Jugendaustauschprogramme sollen als
vorrangige Ziele die Erlernung der deutschen und griechischen Sprache, das Kennenlernen
der Kulturen, die Vertrautheit mit den Sitten und Bräuchen sowie die Möglichkeit zur fachlichen
Ausbildung aber auch zur beruflichen Rehabilitation haben. Ebenso kann in diesem
Zusammenhang ein System zur Aufnahme von Wissenschaftlern, wenn diese von der
Partnerstadt gebraucht werden, sowie Fortbildungsprogramme für (Fach-) Arbeitskräfte
gegründet und genutzt werden. Eine intensive Zusammenarbeit der deutschen und
griechischen Kommunen und Regionen ist bis heute leider sehr gering aber dennoch
notwendig und von den Teilnehmern erwartet und gefordert.
Mit dem Aktuellen Forum NRW e.V. wurde bereits ein deutscher Träger mit Projekterfahrung
identifiziert und der Kontakt hinsichtlich eines deutsch-griechischen Jugendaustausches
intensiviert. Weitere Interessenbekundungen liegen seitens des Kinder- und Jugendrings
Sachsen e.V., des Landesjugendrings Brandenburg e.V. sowie des Vereins für deutsche
Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA) vor. Auch die griechische Seite zeigte sich sehr
interessiert und es konnten Partner für potentielle Kooperationen gefunden werden. Dies zum
einen auf kommunalpolitischer Ebene zu griechischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern
bzw. Stadträten, zum anderen aber auch auf der Ebene der potentiellen
Durchführungsorganisationen in Nordgriechenland.
Der Hauptansatz ist ein Jugendaustausch vor dem historischen Hintergrund der NSVerbrechen
in den griechischen Märtyrerdörfern und -städten. Jugendliche beider Länder
könnten vor Ort über die wenig bekannten Ereignisse während des 2. Weltkrieges aufgeklärt
werden und durch unterschiedlichste Projekte selbst zur Erinnerungsarbeit beitragen. Hier
bieten sich auch Anknüpfungspunkte für eine Kooperation mit Jüdischen Gemeinden in
Griechenland, insbesondere in Thessaloniki konnten auch in Vergangenheit schon
gemeinsame Projekte realisiert werden.
Die Gespräche und Diskussionen anlässlich der DGV II zeigen aber auch, dass dies nicht der
einzige mögliche Ansatz ist, sondern in alle Richtungen gedacht werden sollte. Dies gilt für die
thematische Ausgestaltung der Begegnungen, zum anderen aber auch in organisatorischer
Hinsicht. So sind neben bi- auch multilaterale/europäische Initiativen denkbar.
„Zukunftsorientierte Verkehrsplanung“
Eine ordnungsgemäße und effiziente Verkehrsplanung fehlt der griechischen Gesellschaft.
Daher wurde im Panel die Förderung neuer Mobilitätsmöglichkeiten dringendst empfohlen.
Wichtig ist ein Infrastrukturaufbau für den Einsatz neuer Mobilitätsalternativen. Wichtig dabei
ist, welche Infrastrukturen, in Verbindung mit Natur und Umwelt, als geeignet erscheinen.
Elektromobilität wäre auch, nach sorgfältiger Studie, denkbar. Letztlich wurde beobachtet,
dass in Griechenland die alternativ Möglichkeit des Fahrrads als Verkehrsmittel nicht bevorzugt
wird. Dies allerdings könnte am Infrastrukturmangel liegen (z.B. nicht genügend Fahrradwege),
daher wird ein Einsatz der Kommunalpolitiker zur Förderung des „gesunden“ Verkehrsmittels,
wie des Fahrrads, beraten.
Folgend werden die sogenannten „Zehn Schlüssel zum Erfolg“ zusammengefasst, die der
Rat der Gemeinden und Regionen Europas zur Hilfestellung einer erfolgreichen Partnerschaft
entwickelt hat.
1.Den richtigen Partner finden
Die Ähnlichkeit von kommunalen Strukturen kann ein wichtiger Aspekt sein; hierzu
zählen die Einwohnerstärke, die geographische Lage, die Wirtschaftstätigkeit,
historische Verbindungen mit anderen Gemeinden, die wesentlichen
gesellschaftlichen oder umweltrelevanten Themen.
2. Beteiligung der Bürger und der ganzen Gemeinschaft
Gewählte Vertreter und kommunale Angestellte können oft die treibende Kraft hinter
den Projekten sein, aber sie sollten nicht die einzigen Handlungsträger sein. Schulen,
Sportvereine, Freizeitgruppen, Seniorenvereine und andere Vereinigungen auf
kommunaler Ebene sollten einbezogen werden. Gleichzeitig muss die Partnerschaft
für jeden Bürger sichtbar sein, damit er sich einbezogen fühlt. Wichtig ist auch, die
Auswirkungen und Vorteile der Partnerschaft für die breitere Öffentlichkeit
darzustellen, insbesondere der Medien, so dass Ihre Partnerschaft im richtigen Licht
erscheint.
3. Einbeziehung der europäischen Ebene
Wenn Menschen in der EU die Möglichkeit gegeben wird, das tägliche Leben Anderer
zu erfahren, wichtige Aktuelle Themen zu beraten und zu diskutieren sowie die
Kulturen und Sprachen ihrer Partner zu entdecken, tragen Partnerschaften zum
Verständnis der Bürger für ihre Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen
Wertgemeinschaft bei.
4. Festlegung gemeinsamer Ziele
Bei der Gründung einer Partnerschaft sollten gemeinsame Ziele und Arten von
Aktionen festgelegt und, soweit wie möglich, von vornherein ein Zeitplan bestimmt
werden, innerhalb dessen die Partnerschaft besiegelt werden soll. Dabei ist es
dienlich, die Ziele und Aktionen hin und wieder zu überprüfen, um sicherzustellen,
dass sich alle den selben Prioritäten wie bei der Gründung der Partnerschaft
verpflichtet fühlen.
5.Gründung einer Unterstützungsstruktur
Im Laufe der Zeit kann die treibende Kraft hinter der Partnerschaft durchaus erlahmen.
Ein kleines, aber effizientes Team in jeder der Partnerstädte kann sicherstellen, dass
Verbindungen gehalten werden, die Partnerschaft durch neue Projekte
weiterentwickelt oder für entsprechende Finanzierung gesorgt wird usw. Dieser
Partnerschafts-„Motor“ kann eine Art Lenkungsausschuss sein oder auch ein von der
Kommune autorisierter Freundschafts- oder Partnerschaftsverein, der mit der
Kommune und ihren anderen Organisationen sowie mit der Partnerstadt
zusammenarbeitet.
6. Beteiligung von Schulen und jungen Menschen
Schüler- und Studentenaustausche bilden oft einen der Höhepunkte einer
Städtepartnerschaft und können dazu beitragen, dass ein Interesse am Erlernen der
Sprache des Partnerlandes geweckt wird. Dies bezieht in der Regel einen größeren
Teil der Bevölkerung mit ein, da naturgemäß Eltern, Lehrer und andere Angehörige
des Schulbetriebs sowie Studentenorganisationen mit angesprochen sind.
7. Identifizierung der wichtigsten Tagesthemen
Aktionen, die auf kommunalen Partnerschaften beruhen, können bei den Bürgern das
Bewusstsein für aktuelle europäische Themen wecken. Dies gilt insbesondere für
junge Menschen. Zu diesen Themen gehören beispielsweise Umwelt, Sport, die
Zukunft Europas, Menschenrechte, Frieden und soziale Integration.
8. Planung einer nachhaltigen Beziehung
Eine gute Städtepartnerschaft muss die Zeit überdauern und nicht allein die feierliche
Stimmung bei der Vertragsunterzeichnung im Rathaus wiederspiegeln. Feste
Freundschaften und echte Solidarität zwischen den Bürgern verschiedener Städte
brauchen Zeit. Erst nach Jahren wird es dazu kommen können, dass die eine Stadt
auf die andere zählen kann, sei es bei Katastrophen oder bei anderen Anlässen.
9. Ausblick in die Zukunft und Grundlagen für neuen Austausch
Eine Städtepartnerschaft kann das ideale Umfeld für neue Arten der Zusammenarbeit
sein. Der Austausch von Erfahrungen wie auch die gemeinsame Betrachtung
spezieller Themen können zu Lösungen oder Verbesserungen beitragen.
10. Bereitstellung eines Budgets und Sicherstellung der Finanzierung
Die Finanzierung stellt einen erheblichen Aspekt bei der Umsetzung der Partnerschaft
dar. Jede grenzüberschreitende Partnerschaft kostet Geld, wie sorgfältig sie auch
immer vorbereitet und organisiert ist.
Hilfreich ist es, wenn die Kommunen ein jährliches Budget bereitstellen können, sei es
auch noch so gering, um das Projekt am Laufen zu halten.
Städtepartnerschaftsvereine sind oft sehr rührig in der Beschaffung von finanziellen
Mitteln – was an sich schon der eigenen Kommune nutzen kann.
Ferner fanden im Anschluss an die Panel-Diskussionsrunden Workshops zu folgenden
Themen statt:
– Deutschland als Absatzmarkt griechischer Agrarprodukte
– Sonderthema Erneuerbare Energie
– Online-Monitoring des Energieverbrauchs von öffentlichen und privaten Gebäuden – eine
Chance zur Reduzierung des Energieverbrauchs
– Biogasanlagen
– Passivhäuser
– Darstellung der Investitionsbedingungen und Förderungsgesetze
– Filmvorführung: Deutsch-Griechischer Förderverein für Kultur und Begegnung zwischen der
Region Stuttgart und der Provinz Zentral Makedonien, Griechenland
Außerdem fanden Einzeltreffen verschiedener Partnerschaftsvereine mit ihren jeweiligen
Partnerstädten sowie Treffen der deutsch-griechischen Freundschaftsvereine und Treffen der
Frauengruppen statt und es wurde ein deutschsprachiger ökumenischer Gottesdienst der
Evangelischen Gemeinde Thessaloniki abgehalten.
Zu den einzelnen Workshops werden Informationen auf der Webseite www.grde.eu abgelegt
werden.